Unser Hörspiel-Interview
mit Michael Behr:
Stand: 27.02.02 01:34:54

Hallo liebe Hörspiel-Freunde,
mit Michael "MIC" Behr haben wir, nach Detlef Kurtz und Christoph "CHRIzzz" Morgenroth, den dritten Newskooperations-Partner für ein kleines Interview gewinnen können. Er wird den meisten Hörspiel-Fan´s als Co-Moderator und fleißiger "Schreiberling" im Hörspiel-Forum http://www.hoerspiel-forum.de bekannt sein aber auch seine Hörspiel-Page http://www.hoerspielstation.de die er zusammen mit Sebastian Kraft betreibt - für die sie übrigens mit dem "Hörspiel-Award 2001" ausgezeichnet wurden - werden viele von eigenen Besuchen her kennen. Michael stand "Rede und Antwort" in Bezug auf "das woher" und "das wohin" seiner Hörspielleidenschaft und natürlich konnte und wollte ich diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen ohne den "Hörspiel-Award 2001" - an dem er ja auch maßgeblich beteiligt ist - ein bißchen zu hinterfragen ...

Viel Spaß beim Lesen ...

Hörspiel-Box: "Wie alt bist Du ?"

Michael Behr: "Ich bin jetzt 26 Jahre alt, also eigentlich im besten Hörspielalter."

Hörspiel-Box: "Wann und wo geboren ?"

Michael Behr: "Ich wurde am 28. Juli 1975 in Mülheim an der Ruhr geboren."

Hörspiel-Box: "Was machst Du beruflich ?"

Michael Behr: "Ich bin Beamter bei der Stadtverwaltung Duisburg im Bereich
Finanzverwaltung/Controlling."

Hörspiel-Box: "Was in Deiner Freizeit ?"

Michael Behr: "Na, mein größtes Hobby dürfte allgemein bekannt sein, das sind die Hörspiele. Durch meine eigene Website verschlingt dieses Hobby ein nicht zu unterschätzendes Quantum Zeit. Daneben bin ich noch ein ziemlicher Musikfan, meine Plattensammlung wächst also auch stetig weiter. Da ich mich auch noch um Freunde und - ganz besonders! - meine Lebensgefährtin kümmern "muss" habe ich andere Hobbies wie z.B. Lesen etwas an den Rand gedrängt. Eigentlich also ganz normale und stinklangweilige Dinge ;-)."

Hörspiel-Box: "Wie und wann bist Du mit Hörspielen in Berührung gekommen ?"

Michael Behr: "Ich glaube, ich bin schon sehr früh mit Hörspielen in Berührung gekommen. Jedenfalls kann ich mich an keine Zeit ohne Hörspiele erinnern. Wenn ich das zeitlich festlegen muss, dann dürfte es so Ende der 70er gewesen sein, vor allem mit Poly-Originalaufnahmen und den ersten richtigen Europa-Serien. Viel habe ich von älteren Verwandten geerbt, viel bei älteren Verwandten mitgehört. Deswegen habe ich die klassischen Kinderserien gar nicht so zur Kenntnis genommen, sondern bin sehr früh an z.B. die Gruselserie, Perry Rhodan oder Sachen wie TKKG und die ??? geraten. Ich hatte allerdings auch viele Märchenplatten, die Klassiker mit Hans Paetsch."

Hörspiel-Box: "Du sammelst ja, welche Hörspiele haben es Dir besonders angetan ?"

Michael Behr: "Was meine Sammelwut angeht bin ich relativ unkritisch und neugierig. Deswegen gibt es nicht viele Hörspiele, die ich gar nicht anrühren würde. Diese Bandbreite möchte ich auch in die Hörspielstation einbringen. Meine Favoriten sind eindeutig die Gruselreihen, allen voran die "Gruselserie", die auch Schuld am Wiedererwachen meiner Hörspielleidenschaft ist. Ganz allgemein aber jede Hörspielreihe und jedes Hörspiel, das mit einer gut gemachten Geschichte aufwarten kann."

Hörspiel-Box: "Du warst damals an der Hörspieloase (http://www.hoerspieloase.de) beteiligt, wie ist es dazu gekommen ?"

Michael Behr: "Das war mehr oder weniger Zufall. Ich hatte davor schon am leider sehr kurzlebigen Projekt www.reich-des-grauens.de.vu mitgearbeitet und als das dann im Sande verlaufen war hatte ich gerade erst Blut geleckt in Sachen Reviews. Also machte ich mich auf die Suche im Netz nach Seiten, bei denen man als Redakteur (oder wie man das nennen mag) einsteigen konnte. Und die Hörspieloase war die erste Seite, bei der ich einen entsprechenden Aufruf auf der Startseite entdecken konnte. Ich hab dann einfach eine Mail geschrieben und schon war ich mit an Bord."

Hörspiel-Box: "Nach kurzer Zeit folgt dann die Hörspielstation (http://www.hoerspielstation.de), warum ?"

Michael Behr: "Die Entscheidung für eine eigene Seite kam nicht direkt von mir. Sebastian, mein Partner bei der Hörspielstation, schickte mir eines Tages eine Mail, in
der er mich fragte, ob ich mit ihm zusammen an einer neuen Seite arbeiten wolle. Zu dem Zeitpunkt hatte er sich wohl gerade mit Indy bei der Hörspieloase ein wenig überworfen. Ich bat mir einige Tage Bedenkzeit aus und habe dann zugestimmt. Die Beweggründe waren zunächst die selben wie auch schon bei meinem Oasen-Engagement nur mit dem Unterschied, dass ich auf eine gerade neu entstehende Page natürlich viel mehr Einfluss ausüben, meine Vorstellungen besser einbringen konnte. Das war schon ein ziemlich aufregender Schritt damals, zumal weder Sebastian noch ich auch nur einen groben Eindruck davon hatten, was uns das an Arbeit aufhalsen würde."

Hörspiel-Box: "Schon bald nach dem Start der Hörspielstation kam dann der Einstieg zur
Newskooperation, und die Beteiligung am Hörspiel-Forum, warum ?"

Michael Behr: "Die Beteiligung am Hörspiel-Forum war ein nur folgerichtiger Schritt, da ich zu diesem Zeitpunkt ja schon über ein Vierteljahr Moderator dort war. Außerdem hatte ich dort eine Menge netter Leute kennen gelernt, die mich aus meiner "Hörspiel-Isolation" geführt haben. Der Weg zur Newskooperation war ein wenig weiter. Schon kurz nach dem Start der Hörspielstation hatte CHRIzzz zum ersten Mal bei mir angefragt, ob wir uns nicht beteiligen wollten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch abgelehnt, weil ich mir nicht von Dritter Seite in die Page eingreifen lassen wollte. So ging das dann einige Monate lang, bis irgendwann die Vorteile die Nachteile überwogen. Vor allem der Zeitfaktor ist da zu nennen. Den Ausschlag hat aber gegeben, dass ich nach wie vor in der Wahl meiner News frei bin. Wenn mir eine News nicht passt, dann baue ich sie halt einfach nicht in die Hörspielstation ein. Die Newskooperation ist ein Angebot, vergleichbar mit dem Ticker einer Agentur etwa. Alles kann, nichts muss."

Hörspiel-Box: "Du hattest die Hörspiel-Wahlen 2000 in ähnlicher Form wie auch den Award 2001 mitgetragen. Alle Kritikpunkte die man dem Award vorwerfen kann waren so
auch schon bei Vorgänger vorhanden. Wolltet Ihr außer den Namen nichts daran ändern ?"

Michael Behr: "Zunächst muss ich sagen, dass ich an den Hörspiel-Wahlen 2000 eigentlich nicht beteiligt war. Das lief damals zusammen mit der Hörspieloase, wo ich ja nur der Rezi-Schreiber war. Aber ich kann aus den Vorbereitungen zum Award 2001 sagen, dass wir eigentlich kaum Kritikpunkte hatten, die zu berücksichtigen gewesen wären. Die Reaktionen auf den Award 2000 waren ja ungleich geringer als auf den 2001er. Damals haben nur 77 Fans ihr Votum abgegeben, dieses Jahr 456. Dass da mehr an Rückinformationen kommt ist ja klar. Grundsätzlich sind wir aber immer für Kritik offen. Man muss uns diese nur zukommen lassen. Einzige Bedingung: Es sollte schon konstruktive Kritik sein, die auch die Gegebenheiten berücksichtigt. Freie Auswahl in den
einzelnen Kategorien z.B. wird auch in der Zukunft nicht möglich sein, das wäre ganz einfach ein zu großer Aufwand bei der Auszählung. Schließlich machen wir das ja in unserer Freizeit und ehrenamtlich."

Hörspiel-Box: "Ihr scheut ja nicht den Vergleich zum OSKAR. Meines Wissen werden da nicht soviele Kategorien und auch keine "Schlechtesten Filme-Preise" vergeben. Findest Du 24 Kategorien nicht etwas übertrieben ?"

Michael Behr: "Der Oskar-Vergleich stammt ja nicht von uns. Der ist von außen an uns herangetragen worden, was uns irgendwie gleichzeitig auf die Schippe nimmt und schmeichelt. Es ist richtig, dass beim Oskar keine worst-of-Preise vergeben werden, dafür hat ein anderes Gremium ja die "Himbeere" geschaffen. Wir wollten das direkt miteinander kombinieren. Übrigens wurde der Oskar 2000 auch in 24 Kategorien verliehen und die sind im Gegensatz zu unseren durchweg positiv. Deswegen finden wir das eigentlich nicht übertrieben."

Hörspiel-Box: "Macht es Sinn "Negativ-Preise" zu vergeben ?"

Michael Behr: "Es macht dahingehend Sinn, dass viele Firmen sehr gerne bereit sind, positive Auszeichnungen entgegen zu nehmen oder auch positive Reaktionen. Aber wie steht es mit negativen? Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass es nicht immer ratsam ist, sich direkt an die Betroffenen zu wenden, weil man dort nichts erreicht. Durch die Negativ-Kategorien beim Award kann nun auch jeder, der sich nicht traut, sich an die Betroffenen direkt zu wenden, oder einfach keine Lust dazu hat, seine Meinung äußern. Aus unserer Sicht sind die Negativ-Kategorien kein Abwatschen der "Gewinner", sondern mehr ein Warnschuss vor den Bug. Vielleicht machen sich die Sieger in den betreffenden Kategorien danach ja mal Gedanken darüber, wieso sie diesen Preis gewonnen haben."

Hörspiel-Box: "Wie lief denn die Vorauswahl ab ?"

Michael Behr: "Aufgerufen hierfür waren alle Mitarbeiter der an die Newskooperation angeschlossenen Seiten. Die Kategorien wurden bekannt gegeben, mit der Bitte um Ergänzung. Jeder konnte seine Nominierungen machen, so dass wir am Ende Vorschläge von über 20 Fans gehabt hätten. Wir gingen davon aus, damit ein recht umfassendes Angebot zu haben."

Hörspiel-Box: "Kannst Du mit der Art der Vorauswahl leben, oder sollte man gerade daran zukünftig  etwas verändern ?"

Michael Behr: "Das Feedback das wir erhalten haben zeigt, dass es noch Wünsche nach mehr Nominierungen in einzelnen Kategorien wie z.B. "Beste Serie" gegeben hätte. Deswegen wird in den nächsten Tagen eine Möglichkeit geschaffen werden, dass die Fans schon unterjährig ihre Vorschläge für den Award 2002 abgeben können. Auch werden wir natürlich Vorschläge für andere Kategorien annehmen. Damit hoffen wir, den Fans noch ein wenig mehr entgegen zu kommen. Schließlich machen wir diesen Award nur stellvertretend für die Fans da draußen."

Hörspiel-Box: "Übrigens Glückwunsch zur innovativsten Fan-Hörspielseite !"

Michael Behr: "Vielen Dank !"

Hörspiel-Box: "Worin liegt - Deiner Meinung nach - diese Innovation begründet ?"

Michael Behr: "Tja, das ist eine gute Frage. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich selbst uns in dieser Kategorie nicht nominiert hätte, weil wir letztlich ja auch "nur" eine Rezensionsseite sind, wie es sie vergleichbar schon einige Male gibt. Meines Wissens sind wir aber die erste Seite, die einzelnen Reviews einen breiten Raum gibt, ausgenommen die Seiten, die sich mit nur einer Serie befassen. Unsere Innovation könnte also darin bestehen, dass wir für eine zwar kleine aber dafür treue Gruppe an Hörspielfans umfassende Besprechungen schreiben, die nicht in ihrer Länge limitiert sind. Ich versuche ganz einfach Reviews zu schreiben, wie ich sie gerne lesen würde und an denen ein bisschen mehr Fleisch dran ist. Womit ich übrigens nichts gegen andere Rezensionen im Netz gesagt haben möchte, jede Art erfüllt ihren eigenen Zweck. Wenn man unsere Seite besucht um sich schnell über neue Hörspiele zu informieren, dann wird man enttäuscht sein. Das können andere Pages besser als wir."

Hörspiel-Box: "Warum waren eigentlich fast nur Hörspielseiten ausgewählt worden die
irgendwie mit CHRIzzz "verbunden" sind ?"

Michael Behr: "Ist dem so !? Wenn ja, dann war das mit Sicherheit kein Kriterium. Für diese Kategorie sind Seiten ausgewählt worden, die im Laufe des Jahres 2001 an den Start gegangen sind und sich eine größere Fanschicht erarbeiten konnten. Voraussetzung war allerdings auch, dass sie einen neuen Aspekt beleuchteten, den es in dieser Form vorher nicht gegeben hat. http://www.hoercuts.de ist die erste Seite, die sich hauptsächlich mit Schnittberichten befasst, http://www.hsp-musik.de kümmert sich um die Musik, http://www.hsp-sprecher.de nur um Sprecher, die http://www.hoerspielhoelle.de in der Hauptsache um schlechte Hörspiele und wir schreiben Romane zu einzelnen Hörspielen ;-). Falls wir eine Seite vergessen haben, die ebenfalls etwas Neues präsentiert hat, so war das mit Sicherheit kein bösartiges Auslassen von uns, sondern schlicht Unwissenheit. Aber hierzu haben wir auch keine Beschwerden bekommen, also scheint unsere Auswahl ja recht okay gewesen zu sein."

Hörspiel-Box: "Und wo war die Kategorie "Schlechteste Hörspielseite" ?"

Michael Behr: "So eine Kategorie wäre unserer Ansicht nach unpassend gewesen. Aus meiner persönlichen Sicht heraus finde ich, dass es ganz einfach niemandem zusteht,
eine Fanseite als "schlecht" zu beurteilen, denn man kann ja gar nicht nachvollziehen, was der Betreiber mit seiner Seite erreichen wollte. Außerdem hat jeder der Betreiber ein nicht unerhebliches Maß an Arbeit und Freizeit in seine Seite gesteckt. Außerdem weiß man nie, woran das "schlechte" liegt. Vielleicht gibt es persönliche Gründe, dass der Betreiber seine Seite nicht besser machen kann? Zum Beispiel kann nicht jeder HTML, ich selbst übrigens auch nicht. Deswegen war so eine Kategorie eigentlich gar nicht in der Diskussion. Jetzt könnte man fragen, wieso wir dann die schlechteste Serie usw. gekürt
haben. Nun, hier liegt der Fall ein wenig anders, alleine schon durch den Punkt, dass die Betroffenen hiermit Geld verdienen wollen. Zweitens sind da oft Profis oder Semi-Profis am Werk, die sich ganz anderen Ansprüchen stellen müssen. Ich unterstelle einmal, dass niemand sein absolutes Erstlingswerk auf die Fans loslassen würde. Da stecken meistens schon anderweitige Erfahrungen in Bezug auf Dramaturgie, Produktion oder Aufnahme dahinter und das endgültige Produkt stellt das momentane Non-Plus-Ultra dar. Bei Fanseiten würde ich von so einem Status eigentlich nie sprechen. Außerdem wird ein Fan, dem man eine Gurke verleiht, wahrscheinlich so reagieren, dass er seine Seite dicht macht und sich aus der Hörspielszene im Internet zurückzieht. Wenn ein Hersteller so auf eine Gurke reagieren würde, dann müsste man sich fragen, welche Motivation er für seine Produktion hatte. Die Voraussetzungen sind ganz einfach m.E. nicht vergleichbar."

Hörspiel-Box: "Unter der Kategorie "Beste Serie" siegte z.B. beim "Publikums-Preis" POINT WHITMARK weit vor JOHN SINCLAIR - obwohl hier LÜBBE AUDIO noch per Newsletter Werbung für die Stimmabgabe machte. Beim "Kritiker-Preis" sind beide die Sieger ! Soll der "Kritiker-Preis" die Unwägbarkeiten des "Publikums-Preises" ausbügeln ?"

Michael Behr: "Zunächst einmal: Auch das Team von Edel hat für Point Whitmark per Newsletter die Werbetrommel gerührt, schon einige Zeit vor Sinclair, was vielleicht den Ausschlag gegeben haben mag. Der Kritiker-Preis ist ganz einfach die Bezeichnung für die Stimmabgaben der Seitenbetreiber der Newskooperation. Wir nehmen für uns nicht in Anspruch, "bessere" oder "neutralere" Fans zu sein. Aber es stimmt schon, dass es einige
"Kaderabstimmungen" gegeben hat. So haben viele ???-Fans gegen TKKG gestimmt, was man schon fast als prinzipiell bezeichnen könnte. Wir Kritiker sahen uns in der Rolle, von solchen Zwängen mehr oder weniger frei zu sein, weil wir durch unsere Rezi-Tätigkeit quasi zur Neutralität verdammt sind. Bei uns hat jedes Hörspiel erst einmal die gleiche Chance auf gute Benotung. Ein "das ist XY, das muss schlecht sein" kommt bei uns nicht vor. Davon abgesehen konnten wir mit dem Kritiker-Preis gar nichts ausbügeln, denn diese Preise waren vergeben, bevor der Publikumspreis überhaupt online ging, nämlich schon Mitte Dezember."

Hörspiel-Box: "Macht es Sinn z.B. EUROPA sowohl zum "Schlechtesten" als auch zum "Besten Hörspiel-Label" zu wählen ?"

Michael Behr: "Der Award ist ja nicht auf sinnvolle Votings ausgelegt, sondern darauf, ein Meinungsbild wiederzugeben. Wenn eine Vielzahl der Fans für und gegen EUROPA stimmt, so gibt das ein solches wieder. Ob man darin einen Sinn erkennt bleibt dann jedem einzelnen überlassen."

Hörspiel-Box: "Wie findest Du die vielen neuen Hörspiel-Label ?"

Michael Behr: "Ich finde es sehr gut, dass es diese vielen neuen Labels gibt. Deswegen gebe ich auch weitgehend jedem eine Chance, ganz einfach schon um meine Neugierde zu stillen. Ich bewundere jeden, der aus seiner Leidenschaft, seinem Hobby heraus, etwas kreatives erschafft !"

Hörspiel-Box: "Können die Produktionen mit den Profi-Studios mithalten ?"

Michael Behr: "In Bezug auf den Faktor "Produktion" sicherlich nicht. Das ist ein Bereich, wo man jeden 100,- EUR-Schein Unterschied heraus hört. Aber der Faktor "Geschichte, Originalität und Hörspaß" ist einer, in dem die kleinen Labels richtig auftrumpfen können. Ich denke das liegt daran, dass hier eben Menschen mit Spaß an der Sache dabei sind und nicht nur, um Geld damit zu verdienen. Da hört man über die eine oder andere technische Unzulänglichkeit schon einmal hinweg. Jedenfalls ich tue das."

Hörspiel-Box: "Sicherlich nicht in allen Punkten. Wo aber liegen Ihre Stärken ?"

Michael Behr: "Wie gerade schon gesagt in ihrer Unabhängigkeit, in ihrer Spielfreude,
vielleicht auch an der Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, zu denen die großen Labels nicht (mehr) in der Lage sind. Außerdem sind diese Produktionsteams oft viel näher dran an ihren Fans, was ein ganz anderes aufeinander eingehen ermöglicht."

Hörspiel-Box: "Wird 2002 einen "Hörspiel-Boom-Jahr", oder läuft es langsam aus ?"

Michael Behr: "Wenn ich so einen Blick auf den VÖ-Kalender für das erste Quartal werfe, dann muss man wohl davon ausgehen, dass Hörspiel weiter boomt. Ich sehe das
sehr optimistisch (wenn auch nicht für meinen Geldbeutel). Dazu kommt noch der Bereich der Hörbücher, der langsam richtig zu einem Massenmarkt wird. Der "Hörverlag" zum Beispiel trägt dem ja mit preisreduzierten Sondereditionen Rechnung. Ich rechne auch mit weiteren neuen Labels dieses Jahr und auch mit weiteren neuen Serien, die den Durchbruch schaffen können. "Lucky Luke" zum Beispiel, oder "Das Sternentor" von Maritim. Schon 2001 wurde unterstellt, der Boom könnte abebben. Aber das wird wohl noch eine ganze Weile dauern."

Hörspiel-Box: "Was machst Du - hörspieltechnisch gesehen - in 10 Jahren ?"

Michael Behr: "Ich hoffe, dass ich auch in 10 Jahren noch die Begeisterung für dieses
Medium und sie vielleicht auch an meinen Nachwuchs weitergegeben haben werde !? In 10 Jahren bin ich 36, immer noch ein sehr gutes Hörspielalter ! :-)"

Hörspiel-Box: "Gibt es dann die Hörspielstation noch ?"

Michael Behr: "Das weiß ich nicht. Ich glaube aber eher nicht. Die Hörspielstation frisst eine Menge Zeit und irgendwann werde ich andere Prioritäten setzen müssen. Aber sollte es in 10 Jahren noch eine aktive Hörspielszene im Internet geben, so werde ich in irgendeiner Form sicherlich noch mit dabei sein. Dafür macht mir die ganze Angelegenheit - und das ist schließlich das Wichtigste - ganz einfach viel zu viel Spaß !"

Hörspiel-Box: "Wir danken Dir für die ausführlichen Antworten und hoffen Du nimmst die Fragen zum Award nicht persönlich ;-) ..."

Michael Behr: "Nichts zu danken, ich danke euch, dass ihr die ausführlichen Antworten zugelassen habt. Die Award-Fragen habe ich nicht persönlich genommen, ich war ja nicht alleine dafür verantwortlich und wir arbeiten um besser zu werden. Mit Eurer Hilfe und der der Fans wird es uns sicherlich gelingen, diesen Anspruch für 2002 zu erfüllen !"

Das Interview erfolgte per eMail am 24.02.2002.
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© 2002 Hörspielstation-Logo by Michael Behr/Sebastian Kraft
© 2002 Hörspiel-Forum-Banner und Award-Logo "Hörspiel-Award 2001"
by "LILLEBROR"
©2002 Text by Hörspiel-Box, Andrea und Heinz-Peter Göldner

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